Eltern und Kinder an die deutsche Sprache heranführen

  • Veranstaltung, Schulische Bildung

Theateraufführungen als Veranstaltung im Rahmen der Programme „Griffbereit“, „Rucksack KiTa“ und „Rucksack Schule“ des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Borken

Kreis Borken/Gescher/Raesfeld/stadtlohn/Vreden.

Rund 270 Eltern und Kinder besuchten die Aufführungen des Kindertheaterstücks „Hase und Igel“ der Schauspielgruppe „Pumpelmärchen“ in Gescher, Raesfeld, Stadtlohn und Vreden. Das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Kreises Borken organisierte die Vorführungen im Rahmen der landesgeförderten kostenlosen Sprach- und Familienbildungsprogramme „Griffbereit“, „Rucksack KiTa“ und „Rucksack Schule“. Diese Angebote richten sich an Familien mit und ohne Zuwanderungsgeschichte, begreifen die Mehrsprachigkeit als Potential sowie als Chance für die Integration und bauen inhaltlich aufeinander auf. Dabei wird sowohl der Erwerb der deutschen Sprache als auch der der Familiensprache unterstützt und gefördert.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer aller Altersgruppen waren vom Theaterstück begeistert. „Für viele Familien, doch insbesondere für die, die aus Kriegsgebieten in den Kreis Borken geflüchtet sind, war dieses Erlebnis eine ganz neue Erfahrung“, sagte Sabine Otto, zuständige Mitarbeiterin des KI des Kreises Borken. Das Stück „Hase und Igel“ sei deshalb ausgewählt worden, weil Familien auch ohne deutsche Sprachkenntnisse die Geschichte anhand der Handlung verstehen können.

Im Anschluss an die Aufführungen fand ein theaterpädagogischer Workshop für Elternbegleiterinnen und -begleiter der drei Bildungsprogramme im Kreishaus in Borken statt. Diese Personen unterstützen die Eltern auf ihrem Weg. Einige von ihnen haben einen Zuwanderungshintergrund und sind daher gleichzeitig als „Kulturmittler“ tätig. Die anderen, insbesondere diejenigen mit deutschen Wurzeln, kennen sich im hiesigen System bereits gut aus. „Beim Workshop stand das ‚Spiel‘ aus dem Wort ‚Schauspiel‘ im Mittelpunkt. Das bedeutet, dass wir ‚gespielte‘ Emotionen vor uns und vor den anderen zuließen, sodass das Vertrauen in sich und in andere gestärkt wird“, erklärte sie.

Zum Hintergrund:
Die drei Konzepte „Griffbereit“, „Rucksack KiTa“ und „Rucksack Schule“ gehören zum Förderprogramm „Integrationschancen für Kinder und Familie“ des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Koordination erfolgt im Kreis Borken seit 2017 durch das bei der Kreisverwaltung angesiedelte KI. Flüchtlingsberatungen, Integrationsbeauftragte, Kommunen, Familienbildungsstätten, (Schwangerschafts-) Beratungsstellen, Kindertageseinrichtungen, Migrantenselbstorganisationen u.a. sind für die Umsetzung der Angebote zuständig.

„Griffbereit“ ist ein Spielgruppenangebot für Eltern und Kinder im Alter von einem bis drei Jahren. Jede „Griffbereit“-Spielgruppe wird jeweils von zwei Elternbegleiterinnen betreut. Das KI schult und begleitet sie fachlich und unterstützt zudem die Anbieter der „Griffbereit“-Spielgruppen. In Borken, Gescher, Raesfeld, Stadtlohn, Südlohn und Vreden gibt es entsprechende Angebote, die von interessierten Eltern in Anspruch genommen werden können.

Eltern und Kinder einer solchen Spielgruppe treffen sich jeweils einmal in der Woche für eineinhalb Stunden. Dann wird miteinander gesungen und gespielt. Die Elternbegleiterinnen verwenden dabei mehrsprachige Materialien, in denen es viele Spiel-, Bastel- und interaktionsfördernde Aktivitäten gibt. Ergänzend erhält jede „Griffbereit“-Spielgruppe eine Kiste mit mehrsprachigen Kinderbüchern, damit die Eltern ihren Kindern Geschichten auf Deutsch und in ihrer Familiensprache vorlesen können.

„Rucksack KiTa“ richtet sich an Eltern und Kindern im Alter zwischen vier und sechs Jahren, die auch bereits eine Kindertageseinrichtung besuchen können sowie an die Betreuungsinstitutionen, die von diesen Kindern besucht werden. In Gescher, Südlohn und Vreden gibt es bereits entsprechende KiTa-Gruppen. Dort treffen sich die Eltern wöchentlich zu gemeinsamen „Rucksack“-Aktivitäten. Dabei werden sie als Experten für die Erziehung ihrer Kinder sowie für das Erlernen der Familiensprache trainiert. Angeleitet werden sie dabei von einer Elternbegleiterin, die speziell dafür ausgebildet wurde. Diese zeigt den Eltern mit Hilfe der „Rucksack KiTa“-Materialien, wie sie ihr Kind zu verschiedenen Themen fördern können. Dabei wird die Bedeutung von Literatur, Bilderbüchern, Liedern, der Wert des Spielens und Malens und die Verbindung von Sprache und Handeln für die Erziehung und Entwicklung der Kinder vermittelt. Die Eltern haben auch die Möglichkeit, die Aktivitäten zu Hause mit ihren Kindern durchzuführen. Dafür erhalten sie Erläuterungen zu den Themen und Materialien in ihren Familiensprachen.

„Rucksack Schule“ richtet sich an Eltern und Kinder im ersten bis vierten Schuljahr sowie an Grundschulen, die von diesen Kindern besucht werden. Die Themen des Programms stammen aus dem Sachunterricht, die in den Schulen auf Deutsch und im Herkunftssprachunterricht sowie von den Eltern in der Familiensprache behandelt werden. Eltern lernen dabei, wie sie ihre Kinder in der allgemeinen und schulischen sowie in der muttersprachlichen Entwicklung unterstützen können. In Gronau bieten zwei Schulen das Konzept an.

 Bei Fragen steht Sabine Otto als zuständige Mitarbeiterin des KI Interessierten unter der Telefonnummer 02861/681-4372 und per Mail an s.otto@~@kreis-borken.de zur Verfügung.

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